Kein Platz in der Stadt
Episode 1

In irgendeinem Paralleluniversum geht jetzt gerade das Becken über. Es ist voll von Badehauben, brüllenden Kindern, die vom Rand springen, besorgten Müttern, schlafenden Vätern; eine beachtliche Menschenschlange steht vor der Kantine, die in
diesem Paralleluniversum Restaurant heißt, und mehr als fünfzig Nackte schwitzen in der Sauna.
Auf dieser Seite des Universums leider nicht …

Episode 2

Zwei Uhr nachmittags ist es mit der Ruhe vorbei: Babyschwimmen. Im allgemeinen Gebrüll läuft Fred planlos mit dem Schlauch durchs Bild, und hinter dem
Kantinenfenster hält sich Susi mit beiden Händen die Ohren zu. Willi findet das befremdlich, würde ihr gerne über den halb nackten Rücken streicheln, muss aber zurück hinter den Küchenvorhang, um literweise Brei zu kochen …

Episode 3

Im Supermarkt kommt Jazz aus den Lautsprecherboxen. Susi mag Jazz nicht, besonders nicht den Moment, wenn sich das Saxophon wichtigmacht, und so ein Moment kommt gerade aus den Boxen. Aber Susi ist das egal. Sie kann zwar Jazz nicht leiden, aber sie liebt Supermärkte. Vor allem auch deshalb, weil sie üblicherweise kaum die Zeit findet, so richtig entspannt durch die Regalreihen zu spazieren. Schuld hat die Arbeit …

Kein Platz in der Stadt
Teil 1

Er hat in den vergangenen Stunden zu viel Zeit in geschlossenen Räumen verbracht, das fällt ihm jetzt auf. Wobei er das Zugabteil nicht so sehr dazurechnet wie das Taxi davor, aber auf jeden Fall den Aufzug, in dem er jetzt steht …

Teil 2

»Karl, das muss jetzt aber echt nicht sein«, sagt Fanny. »Das … muss …«, sagt Karl und will ihr sagen, dass es sein muss. Dass er ei­gentlich kein Problem habe und wo denn da das Problem sei, wenn ein erwachsener Mann an einem Donnerstagabend …

Teil 3

Kurze Pause, dann fällt der Vorhang, schwarzweißes Rauschen, Stromausfall.
Als das Bild wieder funktioniert, ist Karl auf der Straße, draußen unterwegs, im Sommerregen. So war das auch geplant. Auf jeden Fall raus aus der Wohnung, immer geradeaus …

Kein Platz in der Stadt
Doppelgänger

Dass sein Kopf die Form einer Glühbirne hat, macht ihm nichts aus. Ja, es scheint ihm sogar recht zu sein, sich dadurch von den anderen zu unterscheiden. So ist er eben, der Freund. Sehen wir an Freund nun ein wenig weiter hinunter …

Augen

Er hat dieses Foto gemacht. Von dem Jungen mit der Pistole, die täuschend echt aussah; in der anderen Hand einen toten Hahn, der echt war. Für die Produktion dieser künstlerischen Arbeit wurden keine Tiere gequält oder getötet. Wer’s glaubt …

Maskenball

Im Hinterzimmer stand ein Scheich und schwang seinen überdimensionalen Plastiksäbel. Damit hatte er auch das Licht ausgemacht, sämtliche Tische abgeräumt und einen Cowboy im Ernst verprügelt …

Café Gloria

Ja, da hinten kommen schon die schwarzen Wolken. Zwei Stockwerke tiefer fährt Winnetou in einem blauen Polo am Haus vorbei, auf dem Beifahrersitz hat er nicht Old Shatterhand, sondern einen Hund …

Der sechste Mann

Der sechste Mann liegt immer im Kofferraum. Das ist so, das war so, das ist ein Gesetz. Der sechste Mann liegt im Kofferraum – und so bedient kann der gar nicht sein, denkt der an einen Auffahrunfall …

Elvis, die Hintertür!

Ich stehe auf dem Gehsteig und sehe mich um, suche den Hund. Heute ist er nicht da, der Weg zum Wagen ist frei. Er hat mich einmal gebissen, eigentlich mein Hosenbein zerrissen. Das hat gereicht …